Montag, 29. Juni 2015

Die besondere Rolle der Frauen im Tanzkurs (Teil 1)

Viele meiner Geschlechtsgenossen scheuen die Tanzschule und das Tanzen wie der Teufel das Weihwasser. Der Spruch „I bin Turniertänzer, I tua nia tanzen“ (für die nicht unserer Mundart mächtigen - die Übersetzung - ich tanze nie) ist leider genau so abgedroschen, wie verbreitet.
Jetzt kann ein Grund die Tanzschule „altes Stils“ sein, bei der es sich mehr um ein Tanzinstitut handelte, mit strengen, für die meisten nicht passendem Unterrichtskonzept - dies kann ich akzeptierten, kann stimmen.
Da gibt es aber - so zumindest meine Meinung - noch eine weitere Komponente, die eine Rolle spielen könnte.
Bei der Beobachtung der Tanzpaare stelle ich immer wieder fest, dass das Beharrungsvermögen vieler Tänzerinnen gegenüber den Tips der Tanzlehrer sehr groß ist. Da wird den Herren der rechten Ellenbogen hoch gehoben, da wird mindestens ein Entwicklungsschritt übersprungen mit der Begründung „da können wir aber mehr Schatzi“, oder „da musst du nur noch mehr drehen, und noch so und so tun dass ist ganz leicht“.
Zu einer Zeit da die meisten Herren noch damit beschäftigt sind sich die Umgebung anzusehen, sich einmal mit Tanzlehrer, Tanzlehrerin oder der Bar anzufreunden, haben die Damen schon die Konkurrenz im Auge und fragen sich anscheinend welche Figur können die mehr.
Wir wissen - und dies ist wissenschaftlich belegbar - Sie liebe Damen sind uns einfach voraus. Zuerst Jahre und dann zumindest immer noch Tage und Wochen. Wir brauchen eben mehr Zeit um uns irgendwo wohl zu fühlen. Rennen wir im Supermarkt noch suchend durch die Regale, haben Sie schon alles auf dem Einkaufszettel gefunden und meist auch noch viel mehr.
Lassen Sie uns die Zeit, denn wenn wir einmal Feuer gefangen haben, dann macht es uns auch Spaß und wir bleiben! Nicht im Supermarkt! In der Tanzschule!
Slow down, baby slow down!

Die Liebe zum Tanz ist meist keine auf den ersten Blick, die muss sich entwickeln, aber dann hat sie eine gute Basis und wir lieben den Tanz und freuen uns auch unserer Partnerin einen Freude zu bereiten. Dies, auch wenn das kleine Bier hinterher, vielleicht eine Zusatzmotivation bietet, aber nicht weiter erzählen.

Samstag, 27. Juni 2015

Die Unmöglichkeit Rassist und Tänzer gleichzeitig zu sein - eine Utopie?

Man kann Tanz als Sport verstehen oder als Kultur, oder vielleicht auch als Sprache. Als verbindende Sprache unter Menschen. 
Ohne Worte lässt sich eine Unterhaltung führen, lässt sich kommunizieren und sich austauschen. Ganz ohne Worte lässt sich eine Beziehung aufbauen.
Mit Worten lässt sich über den Tanz selbst diskutieren, über die gemeinsame Leidenschaft, den gemeinsamen Sport oder die gemeinsame Kultur. Tanz verbindet, Tanz trennt nicht, Tanz überwindet Grenzen.
Tänzer lernen andere zu lesen, nicht nur Ihren Worten zuzuhören, sondern auch ihr Körpersprache zu erkennen, Ihre Bewegungen nicht nur als Bewegungen zu sehen.
Tanzen ist universell. 
Es gibt den Tanz in allen Kulturen in allen Regionen und allen Kontinenten. 
Hunderte, tausende Tanzformen, spontan oder limitiert, alleine, zu zweit oder in der Gruppe, nur Männer, nur Frauen, oder Männer mit Frauen. Tanzen hat kein Alterslimit, Kinder, Erwachsene, Senioren, alle tanzen, alle bewegen sich zur Musik, zum Takt, zum Rhythmus.
Tanz kann einem des Verstehen des Anderen lehren.
Der Tanz macht uns leider nicht zum besseren Menschen, aber er kann beitragen um andere zu verstehen um Freunde zu finden, die auch den Tanz lieben, egal welcher Tanz es sein mag.

Aber hüten wir uns davor neue Grenzen zu schaffen, indem wir uns als Tänzer untereinender nicht mehr respektieren und schätzen. Wir grenzen uns meist mehr von Tanzform zu Tanzform ab, als von Nation zu Nation.
Ein Standard Turniertänzer aus Österreich, versteht sich wahrscheinlich besser mit einem Standard Turniertänzer aus Russland, als mit einem Hip Hopper aus dem eigenen Land. Ein Bi-Boy aus Korea hat mehr gemein mit einem Bi-Boy aus der Türkei, als mit einem Balletttänzer. Auf diese Weise kann der Tanz Kulturen und Grenzen überwinden!

Tanzformen können unterschiedliche ein, wie Sprachen, aber alle sind wir eines - Tänzer!!!!

Samstag, 20. Juni 2015

Der Kunde ist König! Nieder mit der Monarchie!

Jeder, der im Dienstleistungsbereich schon einmal gearbeitet hat wird den Satz „Der Kunde ist König“ schon einmal gehört haben. Da kommen neue Kunden, benehmen sich wie die Vandalen, die übrigens gar nicht ihrem Ruf entsprechend wüteten, und verweisen dann auf oben genannten Satz.
Manche Kunden wollen Zusatzleistungen, die nicht vereinbart waren, nehmen auch Verbote oder Regeln nicht zur Kenntnis und verweisen auf….
Also ich bin kein Freund der Monarchie und der Meinung, dass der König gestürzt werden sollte.
Für mich ist der Kunde nicht König, sondern gleichberechtigter Partner.
Ich sehe meine Aufgabe darin dem Kunden die von Ihm bezahlte und die mit Ihm vereinbarte Leistung zu liefern, freundlich zu sein und Ihm möglichst viel Freude beim Tanzunterricht zu vermitteln.
Wenn hie und da noch eine Zusatzleistung dabei entsteht, so ist dies eine Goodwill Aktion meinerseits und keine Verpflichtung. 
Die Rolle des Kunden besteht darin für die Leistung zu bezahlen, so wie dies vereinbart war. Das Herumreiten auf „Kulanz“, „den mann könne es sich als Unternehmen ja leisten“ gehört nicht dazu.Auch ich als Unternehmer muss von irgend etwas leben und dies sollte auch der Kunde bedenken.
Leider stelle ich in letzter Zeit fest, dass durch die zunehmende Konkurrenz, immer mehr Kolleginnen und Kollegen ihre Freizeit mit den Kunden verbringen. All dies unter der Devise der Kundenbindung.
Alles nett und schön, aber wie weit muss man sich verbiegen um die Kunden zu halten? Wie viel von sich selbst muss man hergeben, wie viel seiner spärlichen Freizeit in die Kundenbindung investieren?
Welcher Friseur geht mit seinen Kunden bergsteigen? Welcher KFZ Mechaniker mit seinen Kunden zum Kegelabend und welcher Zahnarzt geht mit seinen Kunden auf Urlaub?
Wir liefern gute Arbeit und wenn hie und da Freundschaften aus der Kundenbeziehung entstehen sehr gut, aber bitte nicht Kundenbindung mit 24h Dienst verwechseln.
Der Kunde ist Partner! Es lebe die Demokratie!



Montag, 15. Juni 2015

Samba oder die Geschichte eines Mordes

Sie war nicht einfach, sondern komplex, sehr komplex, sie war schwierig . Sie war vielschichtig und nicht immer leicht zu verstehen. Sie war aber auch mitreißend und begeisternd. Sie stammte ursprünglich aus Afrika und wurde in Lateinamerika und der Karibik zu dem, was sie war.
Sie, die Samba, die alle begeisterte, die alle mitgerissen hat und mitreißt.
Keiner kann sich ihr widersetzen, jeder will sich dazu bewegen!
Und hier beginnt das Problem.
Bouncing - „über den Fluß springen“ - Bota Fogos, Voltas, Corta Jaka…..Bewegungen, die keinem Durchschnittsmenschen geläufig sind, die keinem Nichttänzer vertraut sind, die nur mühsam zu erlernen sind. Bewegungen, die nicht unserem Bewegungsablauf entsprechen, rein künstlich sind. Schön vielleicht, ja, exotisch sicherlich, aber nichts was Jederfrau oder gar Jedermann begeistert nachvollziehen kann. Eigenartig hüpfende Gestalten, die sich humpelnd durch den Raum bewegen, versuchend einen Rhythmus zu finden, etwas um sich fest zu halten an der Samba, sie zu bezwingen, zu beherrschen. Nichts was man gerne sieht, und folglich nichts was man gerne tanzt. 
Die Folge - keiner tanzt gerne Samba! Zu komplex, zu schnell, zu anstrengend.
Wir haben sie ermordet, die Samba ist tot!
Nein, vielleicht doch nicht, noch nicht, da gibt es kleine Lebenszeichen - Disco Samba. Vielleicht auch nur ein Aufflackern einer neuen Samba Kultur, vielleicht die Chance Samba neu zu erfinden, jenseits des Turniertanzes, geeignet auch für Jedermann und Jederfrau. Samba die zu, zu uns Mitteleuropäern passt und zu der nicht wir passend gemacht werden müssen!
Denken wir Samba neu, ganz neu, machen wir Brainstorming, entfachen wir einen neuen Sturm einen neuen Samba Sturm!

Wir, die Tanzlehrer sind gefordert, lasst uns die Samba neu denken, neu erfinden und vor allem neu tanzen!

Freitag, 12. Juni 2015

Verbände Teil 2

Weiter gehts mit den Tanzverbänden


ESDU - European Show Dance Union - nennt sich neuestens Dance Star.
Diese hat sich in den letzten Jahren sehr professionell entwickelt, führt mehrere Qualifikationsturniere im Bereich Showdance , Lyrical Dance, Contemporary,… durch. Die Ausrichtung ist im Gegensatz zur IDO mehr künstlerisch gestaltet. Die jährlich in Porec durchgeführte World Dance Masters ist der Höhepunkt. Eine Wertung zwischen IDO und Dance Star durchzuführen ist schwierig, da sich Äpfel mit Birnen schwer vergleichen lassen. Ist die Ausrichtung hier mehr sportlich zu sehen, ist sie dort mehr künstlerisch. Beide haben sicherlich ihre Berechtigung, wobei die Zahl der Teilnehmernationen an Weltmeisterschaften und die Internationalität sicherlich für die IDO spricht. Ein direkter Vergleich in von beiden Organisationen durchgeführten Bewerben hat es bisher leider noch nicht gegeben, wäre aber sicherlich spannend.

ASDU - Austrian Show Dance Union International
Vor einigen Jahren hat sich ASDU und ESDU auseinander entwickelt und sich voneinander getrennt. Deshalb existieren hier zwei Organisationen, die Beide dasselbe Feld abdecken. Ebenfalls mehr künstlerisch ausgerichtet als die IDO werden hier European Championships mit 4 Mitgliederländern ausgetragen. Die Konkurrenz durch die ESDU oder Dance Masters hat die ASDU deutlich reduziert.



PTVÖ - Professional Tänzer Verband Österreichs
Der PTVÖ wurde ursprünglich als Teil des WDC und dessen Turniertanzsparte gegründet und stellte lange Zeit die Vertreter für die WM der Professionals. Also der Personen, die durch Tanzen ihr Geld verdienen und als solche Welt- und Europameisterschaften austragen. Vor einigen Jahren startete der WDSF als „Weltturniertänzer Verband“ eine eigene Profiliga auf und stellte somit die Existenz eines eigenen Profiverbandes in Frage. Daraufhin gründete der WDC - und vor einem Jahr auch der PTVÖ - eine eigene Amateure Klasse um dem WDSF in seinem eigenen Bereich Konkurrenz zu machen. Derzeit gibt es Weltmeisterschaften für Amateure (die jetzt beim WDSV nicht mehr Amateure heißen) und für Profis sowohl beim WDSF, als auch beim WDC. In Österreich gibt es weiterhin nur einen Staatsmeistertitel, da dieser vom BSO vergeben wird und nur der ÖTSV ist BSO Mitglied in Österreich. Auch so kann man dem Tanzsport möglichst kompliziert machen.

Verband der Tanzlehrer Steiermarks
Der VTSt ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts und untersteht als solche der Landesregierung. Es existiert ein eigenes Tanzschulgesetz, dass die Ausübung des Berufes und die Ausbildung dazu regelt. Damit ist die Steiermark das Bundesland mit dem - gemeinsam mit Wien - am deutlichsten ausformulierten Gesetz in Österreich.
Der Verband ist auch für Fortbildungen seiner Mitglieder sowie für Stellungnahmen gegenüber dem Land zuständig. Alle Tanzlehrer sind Pflichtmitglieder.

Österreichischer Rock`n`Roll Verband
Der Rock`n`Roll Verband ist ein eigenständiger Verband, der aber in der Struktur des ÖTSV integriert ist. Er hat einen einzigen Sitz in der HV des ÖTSV, also genauso viele Stimmen wie ein einfacher Tanzsportklub. Daher ist die Mitbestimmungsmöglichkeit des ÖRRV was die allgemeine Richtung des ÖTSV anbelangt marginal. Im eigenen Bereich kann er aber frei agieren. Durch die Eingliederung erhält der ÖRRV aber auch mehrere Förderungen und kann Staatsmeistertitel vergeben.

WRRC - World Rock`n`Roll Verband
Ist der weltweite Dachverband für Rock`n`Roll und dem WDSF angegliedert. Ähnlich dem ÖRRV ist er mit dem WDSF verbunden. Dabei ist auch innerhalb des WRRC die Verbindung nicht ganz unumstritten, da der WDSF die Linie vor gibt und innerhalb des Führungsgremiums die Richtungen eindeutig aus dem Bereich Standard und Latein kommt. Alle anderen Bereich werden als notweniges Anhängsel gesehen, um in möglichst naher Zukunft olympisch zu werden. Alternative besteht für den WRRC aber keine, dazu ist er derzeit leider zu schwach.



IPWDSC - International Paralympic Wheelchair Dance Sport Committee
Dies ist ebenfalls Teil des WDSF und hat dieselbe Stellung innerhalb des WDSF wie Rock`n`Roll. Aus diesem Grund ist die Zufriedenheit mit der Mitgliedschaft nicht immer eine volle Begeisterung. Trotzdem hat der IPWDSC durch die Integration in den Tanzsport einen deutlichen Aufschwung in der öffentlichen Wahrnehmung erhalten.
So werden inzwischen regelmäßig internationale Turniere veranstaltet und  diese auch medial aufbereitet und verbreitet.

Wheelchair Dancesport Federation Austria
Hier wird es kompliziert. Einerseits ist dies ein eigenständiger Verband, der sich mit dem Rollstuhltanz beschäftigt, andererseits ist dieser in den ÖTSV eingegliedert und kann somit Staatsmeistertitel vergeben. Über den IPWDSC ist er auch international vernetzt, dieser ist aber auch Mitglied des WDSF. Über das Österreichische Paralytische Committee ist er auch mit den Paralympics verbunden, ist aber nicht Teil der Paralympics. Weiters ist er über den Behindertensportverband mit der BSO verbunden.
Hier überschneiden sich viele Mitgliedschaften, die es für Außenstehende oft schwer macht den Überblick zu behalten.


Österreichischer Tanzrat oder Austrian Dance Council

Dies ist ein Verein, der versucht im Ballett - Bereich eine gewisse Standardisierung zu erreichen. Da es in Österreich keine Vorschriften oder Ausbildungsvoraussetzungen zu Errichtung einer Ballettschule, zum Unterricht als Ballettlehrer oder zum Betrieb einer Ballettschule gibt, versucht der Tanzrat hier eine gewisse Qualitätssicherung aufzubauen. Jeder kann in Österreich eine Ballettschule eröffnen und betreiben.

Donnerstag, 11. Juni 2015

Verbände, Organisationen und noch mehr

In der letzten Zeit habe ich wieder einmal festgestellt, dass nicht einmal die meisten Tanzlehrerkolleginnen und Kollegen bei der Anzahl an unterschiedlichen Vereine, Verbänden und Organisationen im Tanzbereich noch durchblicken.
Deshalb habe ich mir gedacht, es wäre für alle Tanzbegeisterten einmal interessant alle wichtigen Verbände zu beschreiben und deren Beziehung zueinander aufzuzeigen.
Die Frage ob wir diese Verbände und Organisationen auch brauchen, steht hier nicht zur Debatte, darüber gibt es später noch einmal einen Blog Beitrag.
Ich starte einmal mit dem Bereich Standard und Latein, und auch gleich mit dem Gesellschaftstanz:

VTÖ - Verband der Tanzlehrer Österreichs
Vereinigung der in Österreich geprüften Tanzlehrer, d.h. Tanzlehrer die entweder eine 3 jährige Ausbildung in Österreich mit der Tanzlehrerprüfung abgeschlossen haben, bzw. Personen, die eine adäquate Ausbildung genossen haben.

WDC - World Danec Counil
Dachverband der Tanzlehrerorganisationen weltweit. Dabei ist zu beachten, dass es adäquate Tanzlehrerverbände wie bei uns weltweit nur wenige gibt. Österreich und Deutschland funktionieren hier ganz anders als alle anderen Länder. Meist ist der Tanzlehrer mit dem Tanztrainer eng verbunden und es besteht in der Ausbildung kein, oder nur ein geringer Unterschied. Zum Teil sind es einfach nur konkurrierende Verbände die einerseits beim WDC und andererseits bei WDSF Mitglieder sind. Da es sich um direkte Konkurrenz, handelt ist in manchen Ländern die Gegnerschaft sehr groß.

ÖTSV - Österreichischer Tanzsportverband
Tanzsportverband mit dem Schwerpunkt des Turniertanzes in Standard und Latein. Inzwischen auch mit assoziierten Mitgliedern in Form des ÖRRV für Rock`n`Roll und des Rollstuhlverbandes. Der ÖTSV ist der einzige Tanzverband der Staatsmeisterschaften austragen darf. Da diese Bezeichnung an die Mitgliedschaft an die BSO gebunden ist, gibt es sonst keinen weiteren Verband im Tanzbereich, der dies bisher erreichen konnte. Eine Zusammenarbeit gestaltet sich mitunter schwer, da der ÖTSV von sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aus geführt wird.

WDSF - World Dance Sport Federation
Weltdachverband des Turniertanzsportes mit assoziierten Mitgliedern aus dem Rock`n`Roll, dem Wheelchairverband, dem Line- und Squaredanceverband und Cheerleading Bereich. Der WDSF versucht die weltweit einzige Tanz Dachorganisation zu sein, die auch im Bereich des Sport Accord und des IOC anerkannt ist. Vor kurzer Zeit hat auch ein Cheerleading Verband die Aufnahme zu Sport Accord geschafft. Die Auseinandersetzung, wer den Tanzsport weltweit und in den höchsten Gremien vertritt, ist durchaus umstritten. Derzeit hat sicherlich der WDSF die Nase vorne.

Sport Accord
Sportweltdachorganisation mit IOC und Weltsportverbänden  als Mitgliederorganisationen. Sozusagen der Vorhof zu Olympia. Wer dort nicht dabei ist hat keine Chance jemals olympisch zu werden. Mit Sport Accord zu einer Einigung zu kommen um anerkannte Sportart zu werden, ist das Ziel aller Dachverbände. Dabei achtet diese Organisation sehr stark darauf, dass sich dort keine konkurrierenden Verbände begegnen. Wer zuerst kommt mahlt zuerst!

ÖOC - Österreichisches Olympisches Komitee
Nationales IOC mit der Aufgabe der Koordination und Unterstützung für olympische Sportarten. Das ÖOC versucht in letzter Zeit auch Sportarten zumindest mit seinen Kontakten zu unterstützen, die nicht olympisch sind. Hier ist ein deutlicher Gegensatz zum DOSB zu sehen, dem Gegenpart aus Deutschland. Dort sind nahezu alle Sportarten im Deutschen Olympischen Sportbund vertreten und der DOSB sieht sich als deren Vertreter und Unterstützer. Zwar herrscht beim ÖOC Bereitschaft in diese Richtung zu gehen, aber dafür muss auch eine entsprechende Infrastruktur und somit Finanzierung geschafft werden.

IOC - International Olympic Comitee
Weltdachverband für olympische Sportarten, sowohl Sommer-, als auch Winterspiele.

BSO - Bundessportorganisation
Österreichische Sportdachorganisation. Nur wer in der BSO als Sportart vertreten ist, darf auch Staatsmeisterschaften austragen und wird bei Sportlerehrungen gewürdigt. Alle anderen Sportarten können lediglich einen Österreichischen Meister küren. Mit der Zugehörigkeit zur BSO ist auch die Förderwürdigkeit einer Sportart verbunden. Ohne BSO kein Geld vom Bund. Der Zugang dazu ist einerseits durch die Errichtung von zumindest 5 LSO Mitgliedschaften beschränkt, andererseits durch die Möglichkeit bestehender Mitglieder ein neues Mitglied zu verhindern. Dies ist vor allem durch geeignetes Lobbying anderer Tanzorganisationen möglich. Daher ist vor einer BSO Anerkennung ein eigenes Lobbying bei allen bestehenden Dachorganisationen notwendig um Verbündete für die Aufnahme zu finden. Außer dem ÖTSV hat noch kein Tanzverband ide Aufnahme in die BSO geschafft.

LSO - Landessportorganisation
Die LSO sind Landessportorganisationen mit der Vertretung der im Bundesland anerkannten Sportarten. Die 9 LSO bilden zusammen auch die BSO. Zuerst muss die Anerkennung im LSO geschafft werden, um mit 5 LSO gemeinsam eine BSO Anerkennung zu erreichen.

ÖTF - Österreichisches Turnieramt für Freizeittänze
Dachorganisation für Hip Hop, Breakdance, Salsa, Discofox usw. in Österreich. Ist dem VTÖ angegliedert und versucht auch mit dem ÖTSV eine gute Partnerschaft zu etablieren. Das ÖTF ist Mitgliedsorganisation der IDO. Der ÖTF ist der sozusagen auf den sportlichen Bereich konzentrierte Verband. Die zeigt sich sowohl in der Art der Meisterschaften, als auch in den regeln und Strukturen des Verbandes.

IDO - International Dance Organisation

Weltweite Dachorganisation für Streetdance, Performing Arts und Couple Dance (Salsa, Bachata, Tango Argenino und Discofox). Mit 95 Mitgliedsländern die größte Dachorganisation für die genannten Tänze. Die IDO ist eine Sportorganisation, deren Schwerpunkt die sportliche Auseinandersetzung mit den oben genannten Tänzen ist. Hier geht es nicht um den künstlerischen Bereich, sondern vornehmlich um Wettbewerbe. Dahingehend sind sowohl die Regeln, als auch die Strukturen ausgerichtet. Mit insgesamt ca. 250.000 Mitgliedern ist die IDO inzwischen eine der größten Tanzorganisationen mit Turnieren weltweit, mit Schwerpunkt derzeit noch in Europa. Die Zusammenarbeit mit dem WDSF hat sich leider aufgelöst, da der WDSF derzeit der Meinung ist die neuen Tanzarten selber aufstellen zu können. Eine im Jahre 2013 bestehende Zusammenarbeit bei den World Games in Cali (Salsa) und den World Sport Games (Taiwan), konnte zwar zeigen wie eine Zusammenarbeit funktionieren kann - in Cali waren insgesamt 32.000 Zuschauer an 2 Tagen beim Salsa Bewerb - der WDSF sieht aber hier das Potential sich selber besser zu positionieren. Die Zusammenarbeit mit dem WDC wurde daraufhin von Seiten der IDO verstärkt. Ob die Zukunft eine Annäherung an den WDSF, das WDC oder eine verstärkte eigene Positionierung bringen wird, wird die Zukunft zeigen.

Montag, 1. Juni 2015

Tanz und TänzerInnen (3. Teil) - Brauchen wir Tanzlehrer?


Diese Frage wird selten von unseren Tänzerinnen und Tänzern gestellt, aber manchmal kommt sie aus der alternativen Szene. Wozu ist es überhaupt nötig jemanden zu haben der Tanzen unterrichtet. Tanzen sei doch etwas, dass man von Natur aus könne. Bewegung zur Musik findet doch auch ohne einstudiertem Tanz oder einstudierter Bewegung statt.
Meist kommt dann folgende Erklärung aus der alternativen Szene:
Wir - die zivilisierte Welt - hat vergessen zu tanzen, wir haben alles reglementiert und deshalb gibt es in unserer unfreien Welt Leute, die einem sogar das Tanzen beibringen müssen.
Tja so leicht ist die Sache nun nicht.
Würde die angeführte Erklärung stimmen, so würde es nirgends sonst Tanzlehrer geben. Stimmt aber nicht! In vielen Kulturen gibt es Tänze, die seit Generationen weiter gegeben, also gelehrt und unterrichtet werden. Egal ob es sich um Balinesische Tempeltänze handelt, oder um afrikanische Stammestänze handelt, bei all diesen Tänzen wird unterrichtet. Dies ist vielleicht nicht in der Weise organisiert wie in Österreich, aber auch in anderen Kulturen vorhanden.
Andererseits ist es richtig, dass der Tanz als Unterhaltung nicht in allen Kulturen und Ländern über professionelle Tanzlehrer organisiert ist. So lernen Südamerikaner mitunter die Tänze ebenso wie Österreicher im Volkstanz durch learning by doing. 
Man nehme nur Salsa, Polka oder bedingt auch Discofox.
Aber nicht alle Südamerikaner lernen Salsa auf diese Art und Weise. Auch Kolumbianer haben Tanzschulen und Tanzlehrer.
Dasselbe Prinzip gilt auch für Bereiche ausserhalb des Tanzens, wie z.B. Singen oder das Spielen eines Musikinstrumentes. Wozu braucht man dafür professionelle Lehrer. Die Verwendung der eigenen Stimme ist doch jedem gegeben, oder doch nicht?
Es ist wichtig dies alles zu hinterfragen, ja, aber genau so wichtig ist es vorgefertigten Antworten auf ihre Plausibilität zu überprüfen.
So gibt es eben auch Fertigkeiten, oder auch "Kulturfertigkeiten" die eine professionelle Weitergabe notwendig machen. Die Wissen voraussetzt, Erfahrung und Können. Wie diese nun abgegolten wird - durch Geld, Anerkennung oder Freizeit, steht auf einem anderen Blatt.

Wir brauchen Tanzlehrer, egal wie wir diese nennen!