Dienstag, 29. September 2015

Wer ist der bessere Tänzer/Tänzerin - Choreo oder Impro?

Eine für mich sehr interessante Frage tut sich auf, wenn man versucht Tänzer miteinander zu vergleichen. Vorausschickend meine ich dies hier geschlechtsneutral, also natürlich auch Tänzerinnen.
Wer ist der bessere Tänzer, der, der sich mit einer fixierten Choreographie präsentiert, oder der, der improvisiert? Was ist höher zu bewerten und ab wann kann man von einer Improvisation sprechen und ab wann von einer fixierten einstudierten Choreographie.
Ich fange einmal mit der zweiten Frage an.
Reine Improvisation würde für mich bedeutet, der Tänzer hört die Musik erstmalig und improvisiert auf diese seine Choreographie. Reine Choreographie das totale Gegenteil, alle Schritte, Bewegungen sind einstudiert und fixiert, egal ob zu bekannter oder unbekannter Musik.
Somit könnte man Ballett eindeutig dem Bereich der Choreographie zuordnen, bei dem der Choreograph - deswegen heißt er ja so - diese vorgibt und der Tänzer das Instrument der Ausführung ist.
Zu ersterem ist die Contact Improvisation oder vielleicht auch noch der zeitgenössische Tanz zuordenbar.
Alles andere spielt sich irgendwie dazwischen ab.
Sehen wir uns einmal die der Tanzschule näher liegenden Bereiche an.
Standard und Latein! Hier gibt es im Gesellschaftstanz eine breite Palette, die von einstudierten Schritten 3 x Grundschritt, 4 x New York, 2 Hand to Hand und wieder Grundschritt, bis zum Führen der Reihenfolge geht.
Wer ist nun der bessere Tänzer? Wohin wollen wir uns bewegen und wieder einmal die Frage was ist das Ziel?
Im Gesellschaftstanz sollte das Ziel das freie Tanzen zu bekanntem Takt sein. Reihenfolge frei, angepasst an die Tanzfläche, den Anlass, die Zahl der Personen, die Stimmung,….
Im Turniertanz scheint dies keinesfalls das Ziel zu sein. Hier ist ein Führen und Folgen in den unteren Klassen weder gewünscht, noch wirklich möglich, spricht doch die Schrittbegrenzung dagegen. 1/8tel Drehung mehr oder weniger könnte eine Verwarnung bedeuten. Erst in den höchsten Klassen ist eigentlich ein Führen und Folgen - wenn auch nur in Teilbereichen - gewünscht, oder?

Ist nun eigentlich der „Hooytänzer“, der es schafft im Langsamen Walzer 4 oder 5 Figuren zu kombinieren, ohne Vorgabe, der bessere Tänzer, als ein Turniertänzer, der nur ein Gedicht aufsagen kann, dies aber ausgezeichnet?

Freitag, 11. September 2015

Der Blitzkurs oder Chinesisch in 10 Minuten

Ballfit in 4 Wochen, Blitzkurs für Kurzentschlossene, Chinesisch in 10 min,….
So oder anders lauten öfter einmal die Werbeeinschaltungen von Tanzschulen. Angespornt durch die Nachfrage von Kunden „Ich muss mal schnell tanzen lernen“ bietet man Kurse an, die dieses Kundensegment abdecken sollen. Aber was handeln wir - wir Tanzschulen - uns damit ein?
Unseriosität, falsche Erwartungen, enttäuschte und verärgerte Kunden?!
Warum?
Ganz einfach, wir können diese Erwartungen einfach nicht erfüllen. Ich bin mir sicher hier werden Postings kommen, die mir bestätigen, dass sie es aber immer schaffen den Kunden in 4 Wochen alle wichtigen Tänze beizubringen.
Aber auch nachhaltig? Auch so, dass er, sie mit einem anderen Partner auf einem Ball, einer Hochzeit tanzen können, ohne einen Schweißausbruch zu bekommen? Wohl nicht!
Also verabschieden wir uns von solchen Slogans und starten damit, der Öffentlichkeit die Wahrheit zu vermitteln:
Tanzen ist ein Langzeitprojekt!!!
Keine 4 Wochen und eigentlich auch keine 3 Monate reichen um wirklich Tanzen zu lernen. Unter einem Jahr geht gar nichts.
Wer würde sich trauen seriös zu behaupten „Ich bereite sie auf einen Marathon in 12 Wochen mit einem Training einmal pro Woche vor?“ Oder "Zum Ironman in 3 Monaten" mit einem Training zweimal pro Woche? Dies würde kein halbwegs seriöser Trainer machen.
Tanzen ist aber nicht nur Kondition, sondern auch Koordination, mentales Training, musikalisches Training und muskuläres Training. Wir müssen unsere Kunden konditionell vorbereiten auch einmal länger als 3 min zu tanzen. Sie sollen koordinativ zwei bis drei Dinge gleichzeitig durchführen – Schritte tanzen, führen, oder geführt werden und sich noch um die anderen Tänzerinnen und Tänzer kümmern, indem sie ausweichen und die Schritte dosieren. Wir müssen sie trainieren in der Musik einen Takt zu hören, diesen zu interpretieren und durchgehend einzusetzen. Wir müssen sie trainieren nicht nur Gedichte – im Sinne von Schritten – in einer fremden Sprache aufzusagen, sondern diese Worte – Figuren – vielleicht auch noch frei zu ganzen Sätzen zusammen zu setzen.
Und nicht zu vergessen, wir müssen ihre Muskeln dazu bringen sich überhaupt einmal zu bilden, ihr Gleichgewichtsgefühl soweit wieder herzustellen, dass sie sich von einem auf den anderen Fuß bewegen können. Übertreibung? Nein inzwischen Realität!

Also nichts anderes, als ein chinesisches Gedicht vor einer Zuschauergruppe von muttersprachlichen Chinesen aufzusagen und dabei fehlerfrei mit Stäbchen ein Reisgericht zu essen und dabei noch ein Lied einer Volksweise zu interpretieren und dass alles nach 4 Wochen bei einem Unterricht einmal pro Woche?
Welches Multitalent kann dies?
Also sind wir doch ehrlich - "Lernen sie das Tanzen einmal kennen, schnuppern sie hinein in eine neue Welt, neue Bekannte, entspannen Sie sich mit Musik und Bewegung"!
Und wenn jemand nachfragt: "Ich brauche einen Schnellkurs mit 5 Tänzen in 2 Privatstunden" sagen wir Ihm doch einfach "Schwofen ja, American Two Step, ja, aber kein Wiener Walzer, Quickstepp, ChaCha, Rumba und Tango in 2 Stunden!"


Mittwoch, 9. September 2015

Wer bestimmt was richtig ist? Tanz als Kunst?

Eine vielleicht leicht zu beantwortende Frage in der Naturwissenschaft, zumindest Vordergründig. In der Theologie, na da wird es schon schwieriger. Im Katholizismus gehts vielleicht noch. Mit Papst und Konzil gibt es zumindest eine Vorgabe.
Ganz schwer wird es in der Kunst.
Da sind schon mannigfache Bücher geschrieben worden, da wurde philosophiert, nachgedacht, bestimmt, widerlegt…
Im Tanz - und der gehört ja teilweise auch zur Kunst - gibt es, wenn man so nachdenkt, zwei gegensätzliche Richtungen, wenn es um die Frage geht was richtig und was falsch ist.
Einerseits das Ballett - hier sind Bewegungen und ihre richtige Ausführung zumeist vorgegeben - und der Improvisationstanz - hier ist nichts vorgegeben.
Dazwischen finden sich alle anderen Tanzformen.
Egal ob Standard, Latein, Salsa, Breakdance oder Hip Hop.
In manchen Bereichen wurden Bücher geschrieben und festgelegt was richtig ist, was falsch. In anderen Bereichen ist gut, was neu ist. Bei wieder Anderen, dass was die Tanzgemeinschaft bestimmt.
Persönlich können wir schöner finden, was uns mehr berührt, mehr bewegt oder mehr fasziniert und dies ist meist mit unserer Vergangenheit, der Erziehung und unserer Kultur verbunden. Je nach persönlicher Geschichte empfinden wir unterschiedliches als richtig, oder?
Oder gibt es so etwas wie eine weltumspannende Definition, ein gemeinsames Empfinden, ein Gefühl, dass nicht näher zu definieren ist, eines, dass es uns ermöglicht zu sagen, dies ist richtig im Tanz.
Dies ist richtig ausgeführt.
Diese Diskussion sollten wir vielleicht einmal führen und auch über unseren Tellerrand schauen. Denn die Musik und die bildende Kunst hat sich sicherlich schon mit der Frage beschäftigt!
Was war das Ergebnis??????