Eine für mich sehr interessante Frage tut sich auf, wenn man versucht Tänzer miteinander zu vergleichen. Vorausschickend meine ich dies hier geschlechtsneutral, also natürlich auch Tänzerinnen.
Wer ist der bessere Tänzer, der, der sich mit einer fixierten Choreographie präsentiert, oder der, der improvisiert? Was ist höher zu bewerten und ab wann kann man von einer Improvisation sprechen und ab wann von einer fixierten einstudierten Choreographie.
Ich fange einmal mit der zweiten Frage an.
Reine Improvisation würde für mich bedeutet, der Tänzer hört die Musik erstmalig und improvisiert auf diese seine Choreographie. Reine Choreographie das totale Gegenteil, alle Schritte, Bewegungen sind einstudiert und fixiert, egal ob zu bekannter oder unbekannter Musik.
Somit könnte man Ballett eindeutig dem Bereich der Choreographie zuordnen, bei dem der Choreograph - deswegen heißt er ja so - diese vorgibt und der Tänzer das Instrument der Ausführung ist.
Zu ersterem ist die Contact Improvisation oder vielleicht auch noch der zeitgenössische Tanz zuordenbar.
Alles andere spielt sich irgendwie dazwischen ab.
Sehen wir uns einmal die der Tanzschule näher liegenden Bereiche an.
Standard und Latein! Hier gibt es im Gesellschaftstanz eine breite Palette, die von einstudierten Schritten 3 x Grundschritt, 4 x New York, 2 Hand to Hand und wieder Grundschritt, bis zum Führen der Reihenfolge geht.
Wer ist nun der bessere Tänzer? Wohin wollen wir uns bewegen und wieder einmal die Frage was ist das Ziel?
Im Gesellschaftstanz sollte das Ziel das freie Tanzen zu bekanntem Takt sein. Reihenfolge frei, angepasst an die Tanzfläche, den Anlass, die Zahl der Personen, die Stimmung,….
Im Turniertanz scheint dies keinesfalls das Ziel zu sein. Hier ist ein Führen und Folgen in den unteren Klassen weder gewünscht, noch wirklich möglich, spricht doch die Schrittbegrenzung dagegen. 1/8tel Drehung mehr oder weniger könnte eine Verwarnung bedeuten. Erst in den höchsten Klassen ist eigentlich ein Führen und Folgen - wenn auch nur in Teilbereichen - gewünscht, oder?
Ist nun eigentlich der „Hooytänzer“, der es schafft im Langsamen Walzer 4 oder 5 Figuren zu kombinieren, ohne Vorgabe, der bessere Tänzer, als ein Turniertänzer, der nur ein Gedicht aufsagen kann, dies aber ausgezeichnet?