Wir beklagen uns über die Preise von Nachhilfestunden, Privatstunden eines Tanzlehrers, eines Tennislehrers, über die Bezahlung beim Friseur, über die Bezahlung im Kindergarten, über die Lehrer, die andauernd frei haben, über die hohen Kosten für die Betreuung unserer Senioren.
Alle Bereichen in denen die persönliche Dienstleistung, die Beziehung von Mensch zu Mensch bedeutend ist. Eine Rationalisierung ist in keinem dieser Bereiche möglich und wenn, dann meist nur zu Lasten der Qualität.
Wer aber beklagt sich über die zu hohen Preise von Autos, von iPhones, Computer oder von Fernsehern? Hier hat die Industrie die Möglichkeit zu rationalisieren, Menschen durch Maschinen zu ersetzen, Abläufe zu organisieren und zu optimieren. Der Faktor Mensch ist hier nur noch ein geringer. Mit Intelligenz und technischem Knowhow lassen sich aus einem Menschen produktionstechnisch 10, 20 oder gar 100 machen. Hier aber fehlt der Aufschrei, wieso muss ich dafür soviel zahlen.
Warum? Wir haben etwas gekauft, dass wir angreifen können, in der Hand halten, berühren. Wir können uns in unser Auto setzen, können mit ihm repräsentieren, zeigen, was wir uns leisten können. Wir können damit unseren Status erhöhen und Eindruck schinden.
Was können wir mit einer Nachhilfestunde, einer Stunde Betreuung für die nicht mehr ganz so fitte Großmutter oder einer Stunde Yoga anfangen? Nichts davon können wir täglich zeigen! Nichts erhöht unseren sozialen Status, nichts davon können wir berühren.
Zwar nicht berühren, aber es berührt uns selbst, unsere Seele, unser Wohlbefinden, unsere Freude am Leben, unseren Horizont.
Dafür sind wir aber anscheinend nicht bereit etwas zu zahlen, mehr aufzuwenden oder gar zu sparen um uns dies zu leisten, es ist schlicht gesagt nichts „WERT“. Denn es hat als Ding keinen solchen.
Der StellenWERT der persönlichen Dienstleistung ist gering, trifft immer weniger auf Verständnis und wird als finanzielle Belastung empfunden. Wir sprechen zwar immer von Wertschätzung und Dienstleistung, aber alleine das Wort „Dienst“leistung hat bei uns einen bitteren Beigeschmack. Es liegt zu nahe am Diener, am Dienstmädchen, am Dienstmann, keine in der Gesellschaft hoch geachtete Tätigkeiten und daher nicht gut bezahlt. Vor allem im Gegensatz zur Industrie.
Aber dies ist auf die Dauer gesehen der falsche Weg.
Denn alles was rationalisiert werden kann, was Computer können, werden diese auch übernehmen. Was nicht ersetzt werden kann, der persönliche Kontakt mit einem anderen Menschen, wird in der Zukunft immer wichtiger werden. Daher wird auch der Stellenwert und damit auch die Bezahlung dieser persönlichen Dienstleistungen steigen und nicht wie derzeit um 30 bis 50% hinter denen in der Industrie nachhinken.
Das Umdenken sollte aber bereits heute beginnen, denn wir sind schon längst in der Dienstleistungsgesellschaft angelangt.