Dienstag, 14. Juli 2015

Manchmal stirbt man als Wertungsrichter mehrmals pro Tag!

Wie ich dass meine? Tja einerseits durch die vielen Stunden die man konzentriert auf die Tanzfläche und die Paare schaut und andererseits aufgrund der Präsentationen die man sich ansehen muss.
Da kommt ein als Ägypter verkleideter Tänzer auf die Tanzfläche und entpuppt sich als Herr der Ringe, der dann noch seinen Ring verliert. Da stirbt zum sechsten Mal wieder jemand auf der Bühne. Am Ende fällt mal wieder ein Schuß und er/sie ist tot, schon wieder.
Dann stirbt einer beim eigenen Anblick im Spiegel, anscheinend hat er sich das Video seiner Vorführung angesehen!
Manchmal hat das Ganze eine Ähnlichkeit mit der Vorspielstunde des eigenen Sprösslings in der Musikschule. Man wartet von Kind zu Kind auf ein Talent, jemand der einen beeindrucken kann und es kommt niemand.
Man gibt die Hoffnung nicht auf, wartet, wartet, wartet. Es findet sich eben viel taubes Gestein, bis man einen Diamant entdeckt und der ist dann meist noch ungeschliffen.
Manchmal jedoch freut man sich auch einfach nur über die Begeisterung, die die Tänzerinnen und Tänzer zeigen, auch wenn das Talent vielleicht nicht da ist, dann ist man wieder beruhigt und wartet auf das nächste Talent, wenn es sein muss auch den ganzen Abend.

Denn manchmal kommt es, oder zeigt es sich erst im nächsten Jahr.

Mittwoch, 8. Juli 2015

Führen heißt auch Verantwortung übernehmen

Liebe Männer!
Was haben Eure Frauen nicht alles getan, um Euch zum Tanzkurs zu bringen. Gut zureden, fragen, nett lächeln, bestechen, schimpfen und schließlich haben Sie es geschafft. Ihr seid in der Tanzschule gelandet.
Wenn es die richtige Tanzschule war, hat es dann ja auch auf einmal Spaß gemacht, war es lustig, habt Ihr Euch auch manchmal gefreut, gefreut auf den Kurs, die Kollegen - die ja gleich leiden wie Ihr - und das Bier danach. Der Tanzlehrer oder die Tanzlehrerin hat Euch aufgebaut und immer wieder betont "der Herr führt!". Ja endlich bestätigt einmal jemand, wir haben das Sagen, ja, ja!
Aber Achtung!
Führen heißt auch Verantwortung übernehmen. Verantwortung, die wir doch so gerne Zuhause abgeben, abgeben an unsere Frauen.
Sind wir doch ehrlich!
Manchmal ist es ganz angenehm, wenn Sie den Urlaub organisiert, oder bestimmt was es zum Essen gibt, wenn wir uns keine Gedanken machen brauchen!
Beim Tanzen aber, keine Chance! Da müssen wir die Führung übernehmen.
Aber noch einmal Achtung!
Leicht übersehen wir, dass Sie bereits dreimal hintereinander gesagt hat "entschuldige Schatz, war mein Fehler", obwohl es unserer war, nur damit es uns auch weiter Spaß mach, unser Ego nicht angekratzt wird.
Manchmal, ja manchmal übersehen wir es und dann gibt es einige die dann - in der Hoffnung den Macho zu zeigen - meinen mit "also du musst schon machen, was ich führe" kommen.
!!!Nicht auf den Gentleman in uns vergessen.
Unsere Frauen wollen uns auch im Tanzkurs gerne als Helden auf dem weißen Pferd sehen, auch wenn wir vielleicht nur etwas kahl, mit Bauchansatz auf einem alten Haflinger sitzen.
Tun wir Ihnen den Gefallen und zeigen wir uns als Held, aber Held und Gentleman, nehmen wir gleich mal die Schuld auf uns, denn auch wir sollten unseren Frauen immer wieder einmal eine Freude machen.
Also Sportsfreunde, machen wir Ihr die Freude am Tanzkurs Spaß zu haben und gerne mit Ihr die Zeit zu verbringen, ohne Leistungsdruck und mit Freude, auch wenn einmal was nicht klappt!
Zeigen wir Ihr den Gentleman in uns und was wir für Sie empfinden.

P.S.: Gilt auch für mich!

Ein Hoch auf die Italienerinnen

Ohne Mode geht's nicht
Schon einmal in Italien bei einem Tanzturnier gewesen? Nein?!
Wahrscheinlich nicht.
Unglaublich wie man sich stylen kann und was man aus einfachen Vorgaben herausholen kann.

Da gibt es eine Vorschrift im italienischenTanzsportverband, dass Wertungsrichterinnen bei ihrem Job einen grauen Rock, eine weiße Bluse und einen blauen Blazer tragen müssen. Herren graue Hose, blaue Jacke und weißes Hemd. Dazu jeweils Krawatte die Herren, Schal die Damen - der wird von der FIDS gestellt.

Man kann sich nicht vorstellen was die Italienerinnen daraus machen!

Würde bei uns ein fader Einheitslook entstehen, so sieht man hier eine schier unendliche Vielfalt in der Uniformität.
Unterschiedliche Schnitte der Röcke, angepasst an Figur und Größe, Materialien, Stoffe, Rocklängen. Blusen mit und ohne Ausschnitte, taillierten und nicht.....

Alles irgendwie einheitlich und doch individuell.

Ich habe so den Verdacht, dass dies das Geheimnis Italiens ist.
Uniformität und doch Individualität.
Irgendwie schaffen sie es uns immer wieder zu überraschen, diese Italiener!

Wertungsrichter und die Dimension des Tanzens


Wow du bist schon wieder weg!

Ein Satz, den ich in der letzten Zeit oft gehört habe. Italien, Kolumbien, Taiwan, Türkei, Rußland, Dänemark...  Manchmal für 2 Tage, oder auch eine Woche. Was macht ein Tanzlehrer die ganze Zeit im Ausland? Urlaub?

Nein, leider nein!
Unterwegs als Wertungsrichter, Supervisor, Chairman oder Offizieller.
Was sich für einen Außenstehenden wie Urlaub anhört oder zumindest ein bisschen Arbeit mit Ferien, ist in Wirklichkeit beinharte Arbeit! Arbeit die keine Gewerkschaft, keine Arbeiterkammer in diesem Ausmaß zulassen würde. 12 Stunden am Tag Normalarbeitszeit, manchmal 16 oder auch 18 Stunden mit 30 min Pause! Insgesamt!
Meist 3 oder 5 Tage hintereinander.
Keine Chance etwas vom Land zu sehen. Die Bezahlung okay aber nicht überwältigend, nicht auf die Arbeitsstunden aufgerechnet. Aufwandsentschädigung plus Fahrtkosten. Und dann alles noch zu versteuern.
Warum also macht man es dann?
Man trifft Freunde - andere Verrückte - aus fremden, oder inzwischen nicht mehr so fremden Ländern. Man lernt neue Leute kennen, sieht neue Tanzstile, neue Tanzfiguren, neue Entwicklungen.
Man fühlt sich aber auch dem Tanz verpflichtet, sieht, liest die internationale Sprache des Tanzes.
Man ist auf Events mit 500, 5000 oder 38.000 Teilnehmern, die teils bis zu zwei Wochen dauern.
All dies lässt sich Zuhause aber schwer vermitteln.

Zu zeigen was Tanz in manchen Ländern bedeuten kann und bedeutet, ist schwieriger als einem Australier die Tücken der Streif und die Faszination des Biathlon begreiflich zu machen.

Dabei betreiben mehr Personen Tanzen - und ich meine alle Tanzformen - als Sport als es Schifahrer in der FIS gibt, mehr als es Schwimmer im Sportverein oder Triathlethen in Ironman- oder Olympischen Bewerben gibt.

Mehr Personen tanzen als Freiteitgestaltung, wenn auch vielleicht nur ein oder zweimal im Monat oder Jahr, als es Läufer, Schifahrer, Eisläufer oder Langläufer gibt.

Es wird Zeit, dass wir uns - alle die international mit Tanzen etwas zu tun haben - an einen Tisch setzen und zeigen wie groß wir eigentlich sind, wir die Tänzerinnen und Tänzer, auch wenn wir keine Industrie hinter uns haben.

 

Samstag, 4. Juli 2015

Was ist das Ziel?


Nach langen Jahren des Daseins als Tanzlehrer habe ich endlich das eigentliche Ziel meines Unterrichts gefunden. 
In den ersten Jahren meiner Tanzlehrertätigkeit war es mein Bestreben möglichst viele Tanzfiguren in einem Kurs zu unterrichten, je mehr desto besser. Hineinstopfen was geht. Quantität zählt!
War ja auch nicht so schwer, da hauptsächlich Jugendliche in den Tanzkursen waren und sowieso mindestens 50% nach dem ersten Kurs aufhörten. Mit den restlichen 50% ging es dann weiter, bis am Ende ca. 10% übrig blieben und die waren nicht nur bereit viel zu lernen, die forderten es auch.
Dann etwas später war mein Bestreben die richtige Technik zu unterrichten. Ich wollte gute Tänzerinnen und Tänzer und mich mit den Turnierclubs messen. Höchstes Bestreben war die "richtige" Bewegung, Führung, Haltung usw. Da schon einige „ältere“ Paare inzwischen zu meinen Kunden gehörten wurde auch die Zahl der Figuren etwas, aber gering reduziert.

Dann kam die Phase des rollierenden Kurses, jeder konnte immer einsteigen und alles so oft besuchen wie er wollte. Die Paare waren inzwischen fast ausschließlich Erwachsene, Jugendliche nur mehr in kleiner Zahl.

Und jetzt - in den letzten Monaten - ist mir wieder so richtig bewusst geworden, was eigentlich das Ziel einer Tanzschule sein sollte!

Das Lächeln ins Gesicht eines Tänzers oder Tänzerin zu bringen!

Was macht mehr Spass, als zu sehen, wenn sich unsere TanzschülerInnen freuen. Wenn sie z.B. einen neuen Schritt gelernt zu haben? Vielleicht nur eine kleine Bewegung, eine kleine Veränderung. Sie zu bestätigen, zu loben, enthusiastisch anzufeuern, oder nur einen kleinen Scherz zu machen!?
Wir sind umgeben von Leistungsdruck, jeder hat Normen und Aufgaben zu erfüllen in - zeitlich mehr oder weniger - vorgegebenem Rahmen, täglich, jede Woche.
Wie selten ist da ein Lob!
Wie selten aber werden wir im Beruf oder in der Freizeit bestätigt, wann kommt ein „super, ja genau so“. Oder „ja,ja, wir haben es, ausgezeichnet“. Jeder kann etwas, manche mehr, manche weniger, wir müssen es ihm oder ihr nur zeigen und sagen.
Bei aller Lieben zum Tanz - ich tanze jetzt seit 42 Jahren und habe vor 41 Jahren meinen ersten Tanzkurs unterrichtet -  wir müssen noch mehr lernen unsere Kunden aufzubauen, zu bestätigen, um sie mit einem guten Gefühl nach Hause zu schicken.
Wir müssen lernen unsere Kunden zu mögen, vielleicht auch dann zu lieben, wenn sie manchmal lästig sind, ihnen Mut zu machen neue Dinge zu versuchen. Sie gut ausschauen lassen, auch wenn sie klein, dick, groß, rundlich, hager oder sonst was sind. 

Denn sind wir selber so perfekt? Nein, sind wir nicht!!! Nur Tanzlehrer!