In der letzten Zeit habe ich wieder einmal festgestellt, dass nicht einmal die meisten Tanzlehrerkolleginnen und Kollegen bei der Anzahl an unterschiedlichen Vereine, Verbänden und Organisationen im Tanzbereich noch durchblicken.
Deshalb habe ich mir gedacht, es wäre für alle Tanzbegeisterten einmal interessant alle wichtigen Verbände zu beschreiben und deren Beziehung zueinander aufzuzeigen.
Die Frage ob wir diese Verbände und Organisationen auch brauchen, steht hier nicht zur Debatte, darüber gibt es später noch einmal einen Blog Beitrag.
Ich starte einmal mit dem Bereich Standard und Latein, und auch gleich mit dem Gesellschaftstanz:
VTÖ - Verband der Tanzlehrer Österreichs
Vereinigung der in Österreich geprüften Tanzlehrer, d.h. Tanzlehrer die entweder eine 3 jährige Ausbildung in Österreich mit der Tanzlehrerprüfung abgeschlossen haben, bzw. Personen, die eine adäquate Ausbildung genossen haben.
WDC - World Danec Counil
Dachverband der Tanzlehrerorganisationen weltweit. Dabei ist zu beachten, dass es adäquate Tanzlehrerverbände wie bei uns weltweit nur wenige gibt. Österreich und Deutschland funktionieren hier ganz anders als alle anderen Länder. Meist ist der Tanzlehrer mit dem Tanztrainer eng verbunden und es besteht in der Ausbildung kein, oder nur ein geringer Unterschied. Zum Teil sind es einfach nur konkurrierende Verbände die einerseits beim WDC und andererseits bei WDSF Mitglieder sind. Da es sich um direkte Konkurrenz, handelt ist in manchen Ländern die Gegnerschaft sehr groß.
ÖTSV - Österreichischer Tanzsportverband
Tanzsportverband mit dem Schwerpunkt des Turniertanzes in Standard und Latein. Inzwischen auch mit assoziierten Mitgliedern in Form des ÖRRV für Rock`n`Roll und des Rollstuhlverbandes. Der ÖTSV ist der einzige Tanzverband der Staatsmeisterschaften austragen darf. Da diese Bezeichnung an die Mitgliedschaft an die BSO gebunden ist, gibt es sonst keinen weiteren Verband im Tanzbereich, der dies bisher erreichen konnte. Eine Zusammenarbeit gestaltet sich mitunter schwer, da der ÖTSV von sehr unterschiedlichen Blickwinkeln aus geführt wird.
WDSF - World Dance Sport Federation
Weltdachverband des Turniertanzsportes mit assoziierten Mitgliedern aus dem Rock`n`Roll, dem Wheelchairverband, dem Line- und Squaredanceverband und Cheerleading Bereich. Der WDSF versucht die weltweit einzige Tanz Dachorganisation zu sein, die auch im Bereich des Sport Accord und des IOC anerkannt ist. Vor kurzer Zeit hat auch ein Cheerleading Verband die Aufnahme zu Sport Accord geschafft. Die Auseinandersetzung, wer den Tanzsport weltweit und in den höchsten Gremien vertritt, ist durchaus umstritten. Derzeit hat sicherlich der WDSF die Nase vorne.
Sport Accord
Sportweltdachorganisation mit IOC und Weltsportverbänden als Mitgliederorganisationen. Sozusagen der Vorhof zu Olympia. Wer dort nicht dabei ist hat keine Chance jemals olympisch zu werden. Mit Sport Accord zu einer Einigung zu kommen um anerkannte Sportart zu werden, ist das Ziel aller Dachverbände. Dabei achtet diese Organisation sehr stark darauf, dass sich dort keine konkurrierenden Verbände begegnen. Wer zuerst kommt mahlt zuerst!
ÖOC - Österreichisches Olympisches Komitee
Nationales IOC mit der Aufgabe der Koordination und Unterstützung für olympische Sportarten. Das ÖOC versucht in letzter Zeit auch Sportarten zumindest mit seinen Kontakten zu unterstützen, die nicht olympisch sind. Hier ist ein deutlicher Gegensatz zum DOSB zu sehen, dem Gegenpart aus Deutschland. Dort sind nahezu alle Sportarten im Deutschen Olympischen Sportbund vertreten und der DOSB sieht sich als deren Vertreter und Unterstützer. Zwar herrscht beim ÖOC Bereitschaft in diese Richtung zu gehen, aber dafür muss auch eine entsprechende Infrastruktur und somit Finanzierung geschafft werden.
IOC - International Olympic Comitee
Weltdachverband für olympische Sportarten, sowohl Sommer-, als auch Winterspiele.
BSO - Bundessportorganisation
Österreichische Sportdachorganisation. Nur wer in der BSO als Sportart vertreten ist, darf auch Staatsmeisterschaften austragen und wird bei Sportlerehrungen gewürdigt. Alle anderen Sportarten können lediglich einen Österreichischen Meister küren. Mit der Zugehörigkeit zur BSO ist auch die Förderwürdigkeit einer Sportart verbunden. Ohne BSO kein Geld vom Bund. Der Zugang dazu ist einerseits durch die Errichtung von zumindest 5 LSO Mitgliedschaften beschränkt, andererseits durch die Möglichkeit bestehender Mitglieder ein neues Mitglied zu verhindern. Dies ist vor allem durch geeignetes Lobbying anderer Tanzorganisationen möglich. Daher ist vor einer BSO Anerkennung ein eigenes Lobbying bei allen bestehenden Dachorganisationen notwendig um Verbündete für die Aufnahme zu finden. Außer dem ÖTSV hat noch kein Tanzverband ide Aufnahme in die BSO geschafft.
LSO - Landessportorganisation
Die LSO sind Landessportorganisationen mit der Vertretung der im Bundesland anerkannten Sportarten. Die 9 LSO bilden zusammen auch die BSO. Zuerst muss die Anerkennung im LSO geschafft werden, um mit 5 LSO gemeinsam eine BSO Anerkennung zu erreichen.
ÖTF - Österreichisches Turnieramt für Freizeittänze
Dachorganisation für Hip Hop, Breakdance, Salsa, Discofox usw. in Österreich. Ist dem VTÖ angegliedert und versucht auch mit dem ÖTSV eine gute Partnerschaft zu etablieren. Das ÖTF ist Mitgliedsorganisation der IDO. Der ÖTF ist der sozusagen auf den sportlichen Bereich konzentrierte Verband. Die zeigt sich sowohl in der Art der Meisterschaften, als auch in den regeln und Strukturen des Verbandes.
IDO - International Dance Organisation
Weltweite Dachorganisation für Streetdance, Performing Arts und Couple Dance (Salsa, Bachata, Tango Argenino und Discofox). Mit 95 Mitgliedsländern die größte Dachorganisation für die genannten Tänze. Die IDO ist eine Sportorganisation, deren Schwerpunkt die sportliche Auseinandersetzung mit den oben genannten Tänzen ist. Hier geht es nicht um den künstlerischen Bereich, sondern vornehmlich um Wettbewerbe. Dahingehend sind sowohl die Regeln, als auch die Strukturen ausgerichtet. Mit insgesamt ca. 250.000 Mitgliedern ist die IDO inzwischen eine der größten Tanzorganisationen mit Turnieren weltweit, mit Schwerpunkt derzeit noch in Europa. Die Zusammenarbeit mit dem WDSF hat sich leider aufgelöst, da der WDSF derzeit der Meinung ist die neuen Tanzarten selber aufstellen zu können. Eine im Jahre 2013 bestehende Zusammenarbeit bei den World Games in Cali (Salsa) und den World Sport Games (Taiwan), konnte zwar zeigen wie eine Zusammenarbeit funktionieren kann - in Cali waren insgesamt 32.000 Zuschauer an 2 Tagen beim Salsa Bewerb - der WDSF sieht aber hier das Potential sich selber besser zu positionieren. Die Zusammenarbeit mit dem WDC wurde daraufhin von Seiten der IDO verstärkt. Ob die Zukunft eine Annäherung an den WDSF, das WDC oder eine verstärkte eigene Positionierung bringen wird, wird die Zukunft zeigen.